"Mittlerweile schalten wir Stellenanzeigen"

Exporo-Immobilienchef Julian Oertzen über den Dächern von Hamburg. Im Hintergrund: die Elbphilharmonie.

Exporo-Immobilienchef Julian Oertzen über den Dächern von Hamburg. Im Hintergrund: die Elbphilharmonie.

Quelle: Exporo

Karriere 28.09.2017
Früher konnte der Schwarmfinanzierer Exporo seinen Bedarf an Immobilienköpfen durch das Anzapfen persönlicher Netzwerke decken. Heute hat die Crowdinvesting-Plattform wachstumsbedingt ... 

Früher konnte der Schwarmfinanzierer Exporo seinen Bedarf an Immobilienköpfen durch das Anzapfen persönlicher Netzwerke decken. Heute hat die Crowdinvesting-Plattform wachstumsbedingt eine hauptamtliche HR-Managerin und greift auf konventionelle Mittel der Personalsuche zurück.

Proptechs haben von Juli bis Dezember 2016 insgesamt 38% mehr Jobs ausgeschrieben als von Januar bis Juni 2016, wie die Metajobsuchmaschine Joblift herausfand. Exporo, Ende 2014 mit vier Gründern und einem weiteren Mitarbeiter gestartet, beschäftigt heute ca. 75 Mitarbeiter. Bis Ende 2018 soll die Exporo-Mannschaft auf 120 bis 130 Köpfe weiterwachsen. Im Rekrutierungsfokus stehen, neben Programmierern und Vertrieblern, insbesondere Kandidaten, die sich mit Immobilien auskennen.

Die Crowdinvesting-Plattform sammelte vor zwei Jahren 7 Mio. Euro für Projektentwicklungsfinanzierungen ein, 2016 waren es schon 23 Mio. Euro, und in diesem Jahr hat man bis Mitte August ca. 55 Mio. Euro beisammen. "Am Jahresende 2017 werden wir bei 80 bis 100 Mio. Euro rauskommen", schätzt Julian Oertzen, einer der Gründer und Vorstände von Exporo. Und 2018 will er in den "deutlich dreistelligen Bereich".

Insgesamt hat Exporo schon für 66 Vorhaben das nötige Kleingeld eingesammelt. Bei den meisten bisher bewerkstelligten Projektfinanzierungen handelte es sich um Nachrangdarlehen. Ende 2016 startete man auch mit Erstrangfinanzierungen. Bei zehn Projekten wurde das bei den Anlegern eingeworbene Geld inklusive der versprochenen Zinsen schon zurückgezahlt.

Demnächst schlägt Exporo ein weiteres Gesetzbuch auf - das Wertpapierhandelsgesetzbuch - und wird auch Anleihen begeben. So umgeht man die im Vermögensanlagegesetzbuch vorgesehene Deckelung von Schwarmfinanzierungen auf eine Obergrenze von 2,5 Mio. Euro pro Projektentwicklung bzw. von 10.000 Euro pro Anleger. Auch nach unten hin sollen dem Wachstum keine Grenzen mehr gesetzt sein: Hat Exporo bis dato eine Mindestbeteiligung von 500 Euro zur Bedingung gemacht, sollen sich Anleger in Zukunft über einen Ansparplan ab 50 Euro im Monat beteiligen können.

Als alles anfing, zog Oertzen, der heute im Exporo-Vorstand für die Immobilienthemen zuständig ist, mit Tim Bütecke, dem einzigen waschechten Immobilienprofi im Gründerquartett, auf der Suche nach kooperationswilligen Developern um die Häuser. Praktisch täglich lernte er in den Akquisegesprächen dazu, denn die Finanzierung von Immobilienprojekten war komplettes Neuland für ihn. Seit Bütecke Mitte dieses Jahres in den Aufsichtsrat gewechselt ist, ist Oertzen bei Exporo der alleinige Immobilienchef. Dabei kamen Immobilien in der Vita des heute 36-Jährigen nicht - naja: kaum vor, ehe er sich vor drei Jahren den anderen drei Exporo-Gründern anschloss.

Studiert hat der Kopf des Immobilienteams der Hamburger Crowdinvesting-Plattform Maschinenbau. Weil ihm die reine Ingenieurstätigkeit nicht reichte, ging er unter die Berater. In seiner Zeit bei der Boston Consulting Group kam er zum ersten Mal in seinem Leben mit einem Immobilienunternehmen in Berührung. Oertzen wirkte an der Erarbeitung eines Management-Tools für einen Wohnungskonzern mit. Das Ziel: die pekuniären Anreize für die Manager regionaler Teilportfolios beliebig an die Verbesserung bestimmter Leistungskennzahlen (Leerstand, Mietwachstum etc.) zu koppeln.

Bevor Oertzen bei Immobilienprojektentwicklern Klinken putzen ging, sollten jedoch noch einige Jährchen vergehen. Eines Tages klopfte der Gesellschafter eines Start-ups, das sich anschickte, Lösungen für die Zwischenspeicherung regenerativ erzeugten Stroms zu entwickeln, bei ihm an. Oertzen brach nach zweieinhalb Jahren seine Zelte bei der Unternehmensberatung ab - um keine zehn Monate später schon wieder bei dem Cleantech-Start-up auszusteigen: "Die Wirtschaftlichkeit der Technologie war nicht gegeben."

Die unverhoffte freie Zeit nutzte Oertzen für eine Art Praktikum bei einem Wagniskapitalgeber: "Um auch mal die Finanzierungsseite der Start-up-Welt kennenzulernen." Nach diesem Intermezzo machte er sich als Unternehmensberater selbstständig, beriet Technologiekonzerne bei Restrukturierungen oder Automobilhersteller bei E-Mobilitätskonzepten. Knapp drei Jahre währte diese Phase seines Lebens.

Die Weichenstellung in Richtung Real Estate nahm jemand vor, den es damals noch gar nicht gab: "Ich hatte drei Jahre lang praktisch nur gearbeitet und keinen Urlaub gemacht. Als mein erstes Kind kam, habe ich beschlossen, dass das anders werden muss, und mir erstmal zwei, drei Monate Auszeit genommen." In dieser Zeit ging Oertzen mit Simon Brunke, einem Freund aus Schulzeiten, auf der Alster segeln. "Mit zwölf haben Simon und ich in der Lüneburger Heide Figuren aus Überraschungseiern aufgekauft und in Hamburg weiterverkauft. Dort gab es damals einen Hype um die Ü-Ei-Figuren, der aber noch nicht bis in die Lüneburger Heide herübergeschwappt war ..."

Der Segeltörn mit Schulfreund Brunke wurde zum Flop: "Es gab keinen Wind. Aber weil wir den Termin schon fünf Mal verschoben hatten, segelten wir trotzdem raus." So hatte Brunke wenigstens reichlich Zeit, Oertzen auf stiller See bei einem Bierchen von "Exporo" zu erzählen. Nachdem Oertzen einen Blick in den Businessplan geworfen hatte, ging auch er an Bord. Wo er auf einen weiteren Schulkameraden aus Gymnasialzeiten traf: Björn Maronde. Alle drei heutigen Vorstandsmitglieder von Exporo haben zusammen Abi gemacht.

Heute führt Oertzen eine Abteilung mit zehn Mitarbeitern. Allein sechs davon akquirieren Projekte für die Plattform. Zwei Kollegen prüfen diese auf ihre Finanzierungswürdigkeit, und die restlichen beiden heben die für tauglich befundenen Bau- bzw. Finanzierungsvorhaben auf die Plattform und kümmern sich um das Vertragswerk. Fast alle Mitarbeiter im Immobilienbereich haben auch einen Immobilienhintergrund: Zwei haben vorher jahrelang bei der SEB Finanzierungen von Projektentwicklungen geprüft, einer kam von einem anderen Mezzanine-Kapitalgeber zu Exporo. Ein Vierter leitete vorher das Property-Management bei der Haspa HanseGrund, zwei Key-Accounter kamen von Immonet und Immoscout, ein Einkäufer von Conwert, einer von der Ratingagentur Scope.

"Am Anfang haben wir die Stellen mit erfahrenen Leuten besetzt, weil wir ja erstmal absolute Experten gebraucht haben", so Oertzen. Die braucht er natürlich immer noch, doch inzwischen setzt Exporo noch früher an: Exporo bietet Praktika und Werkstudentenjobs an und sucht Berufseinsteiger und Young Professionals. Denn selbst Absolventen und Studenten sind mittlerweile hart umkämpft. Zwei Praktikanten wurden schon in eine Festanstellung übernommen. Einer, der einen Abschluss in BWL in der Tasche hat, ist mit dem festen Arbeitsvertrag aus der Immobilienabteilung ins Business-Development gewechselt. Ein anderer hat International Business Management auf Bachelor studiert und absolviert jetzt in Kooperation mit Exporo das berufsbegleitende, duale Masterstudium "Real Estate and Leadership" an der HSBA in Hamburg.

Da bleibt es nicht aus, dass Oertzen, der sich früher selbst nebenbei um Personalfragen gekümmert hat, diese Tätigkeit mittlerweile an eine hauptamtliche HR-Managerin abgegeben hat. Die Dame kam übrigens von einem anderen, etwas prominenteren Unternehmen aus der digitalen Welt: Zalando. "Bei uns kann man früh Verantwortung übernehmen. Wenn Unternehmen wie wir wachsen, entstehen immer wieder Lücken: Ich hatte z.B. am Anfang sechs verschiedene Hüte auf."

Nicht nur das Gesicht des HR-Verantwortlichen ist heute ein anderes, auch die Wege der Mitarbeitersuche haben sich verändert: "Die ersten zwei, drei Mitarbeiter für den Immobilienbereich haben wir über unser persönliches Netzwerk gefunden. Mittlerweile schalten wir aufgrund des aufgestiegenen Bedarfs auf IZ-Jobs.de Stellenanzeigen. Es ist leider nicht einfacher, jemanden Erfahrenes für den Immobilienbereich zu finden als einen IT-Experten."

Wer sich nur auf der Gehaltsachse optimieren wolle, für den sei Exporo nicht der richtige Arbeitgeber: "Als Berufsanfänger kann man sicher in einem Konzern ein paar tausend Euro mehr verdienen." Geld ist natürlich auch heute noch ein Lockmittel im Wettbewerb der Arbeitgeber. Aber es muss ja nicht sofort fließen: "Wir bieten ein Mitarbeiterbeteiligungsprogramm an, wie andere Wachstumsunternehmen auch: Der Koch von Google ist mit Aktienoptionen beim Börsengang 26 Mio. USD reicher geworden."

Neben der Aussicht auf ein langfristiges finanzielles Upside lockt Exporo auch mit schicken neuen Büros - man ist dieses Jahr ins Vespucci-Haus in der Hamburger Hafencity umgezogen und hat vorsorglich ein paar hundert Quadratmeter mehr angemietet, als zurzeit eigentlich gebraucht werden - samt Dachterrasse zum Ausbrüten von Ideen und Konferieren, Chillen und Feiern. Spaß muss sein, doch die Arbeit geht natürlich auch bei einem Immobilien-Start-up vor: "Wir suchen diejenigen, die viel lernen, Verantwortung übernehmen und etwas bewegen wollen", betont der Exporo-Vorstand. "Wer einen klassischen Bürotag von neun bis fünf Uhr und keine Minute länger arbeiten will - den suchen wir nicht. Detaillierte Stellenbeschreibungen und Dienst nach Vorschrift können wir nicht bieten", sagt Oertzen. Zwingen müsse er niemanden, in die Verlängerung zu gehen: "So viel Verantwortung ist ansteckend! Selbst Banker arbeiten bei uns aus eigenem Antrieb viel länger, als im Vertrag steht."

Ein Wettbewerber raunt hinter vorgehaltener Hand, der stramme Wachstumskurs von Exporo könne nicht gesund sein. Herr Oertzen, was, wenn die Immobilienmärkte irgendwann mal einbrechen? Könnte sich Exporo dann vielleicht, auch personell, verhoben haben? "Klar würde ein Crash auch uns treffen. Wir können es aber überstehen, wenn mal ein halbes Jahr gar nix gehen sollte. Leute entlassen müssten wir bei unseren Kapitalreserven jedenfalls nicht sofort." Exporo habe schließlich unlängst in einer zweiten Finanzierungsrunde 8 Mio. Euro eingesammelt.

Vorzeichen für eine Talfahrt kann Oertzen zwar nicht am Firmament erkennen, aber ganz so rosig wie in der jüngeren Vergangenheit sind die Aussichten für die Immobilienmärkte nach seiner Wahrnehmung nicht mehr: Es gebe Bereiche, die "Sättigungseffekte" zeigten. "Luxuswohnprojekte machen wir z.B. nur noch in Ausnahmefällen." Von Exporo abgelehnte Projekte habe er allerdings auf anderen Crowdinvesting-Plattformen wieder auftauchen gesehen.

Harald Thomeczek

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Alexander Wietasch ist Geschäftsführer des Familiy-Offices Westminster. Der 34-Jährige ist in Salzgitter aufgewachsen und lebt heute mit seiner Familie in der Nähe von Berlin. Sein Weg in die Immobilienwirtschaft war eher ungewöhnlich, denn sein Berufsleben begann mit einer Ausbildung zum Mechatroniker, bevor er sich für ein Studium des Wirtschaftsrechts entschied und in die Branche wechselte. Seine Managementkenntnisse baute er in einem Auslandsjahr in Hongkong auf. In seiner Freizeit betreibt der junge Vater Kickboxen, verbringt Zeit mit seiner Familie und widmet sich seiner Oldtimer-Sammlung.

Wie und wo wohnen Sie zurzeit?

Ich wohne mit meiner Familie in einer Doppelhaushälfte in einem sehr schönen Neubaugebiet südlich von Berlin. Nach der Geburt unserer Tochter wollten wir etwas ländlicher und nicht mehr in einer Wohnung leben. Unser Wohnort liegt in der Nähe der A 10, sodass wir eine sehr gute Verkehrsanbindung haben. Momentan wohnen wir noch zur Miete, aber das soll nur eine Übergangslösung sein. Wir haben auf beiden Seiten Fensterfronten. Dadurch fällt viel Licht in die Wohnräume, was ich sehr schätze.

Was muss das perfekte Haus unbedingt haben?

Ein perfektes Haus wäre für mich eine schöne sanierte Altbauvilla in Wasserlage. Das wäre eine Immobilie, in der ich mir vorstellen könnte, alt zu werden.

Haben Sie bei einer Immobilien schon einmal selbst Hand angelegt?

Ja, erstmals als meine Eltern ihr Haus gebaut haben, da habe ich viel mitgeholfen. Im letzten Jahr sollte eine große Anzahl an Wohnungen in einem unserer Objekte umgebaut und vermietet werden. Ich bin zu Beginn des Projekts einen ganzen Tag mit unserem Monteur vor Ort gewesen und habe zusammen mit ihm angepackt. Anfangs wollte er nicht glauben, dass ich es ernst meine. Dass der Chef mit anpackt, hat bei den Mitarbeitern eine große Motivation ausgelöst und wird sehr respektiert. Handwerklich zu arbeiten, bereitet mir großen Spaß, und ich mache zu Hause viel selbst, wenn es die Zeit erlaubt.

Wie haben Sie Ihr erstes Geld verdient?

Mit 14 habe ich schon viele Sachen auf Ebay verkauft. Als ich dann 18 wurde und noch zur Schule ging, habe ich gebrauchte Autos gekauft, sie hergerichtet und wieder verkauft.

Wie haben Sie den Weg in die Immobilienwirtschaft gefunden?

Das war eher Zufall. Ich habe immer in Bereichen mit technischem Bezug gearbeitet. Für mich war klar, dass ich nach meinem MBA in Hongkong im Management arbeiten möchte. Durch Zufall wurde ich auf eine Stelle als Geschäftsführer eines Projektentwicklers in Berlin aufmerksam. Ich habe mich direkt beworben, denn die Stelle passte einfach zu meinem Profil, gefragt waren technische, kaufmännische und juristische Kenntnisse. Mit dem Gesellschafter habe ich mich auf Anhieb sehr gut verstanden, so dass ich bereits von Hongkong aus meinen Arbeitsvertrag unterschreiben und mit der Arbeit beginnen konnte.

Was braucht man Ihrer Einschätzung nach, um es in Ihrem Job zu etwas zu bringen?

Man darf sich von schlechten Nachrichten nicht verunsichern lassen. Ich glaube, dass es wichtig ist, an der eigenen Strategie festzuhalten – unabhängig davon, was die Masse sagt. Man sollte das tun, was man kann und womit man erfolgreich ist. Und wenn man glaubt, dass die Zeit reif ist für einen Schritt, dann sollte man ihn auch gehen, unabhängig davon, wie der Markt gerade tickt. Meiner Erfahrung nach sind schlechte Prognosen oft Übertreibungen. Man malt den Markt für die nächsten zehn Jahre schwarz und später stellt sich heraus, dass es zwar schwierig war, aber nicht so schlimm wie vorhergesagt.

Wie feiern Sie Ihre Erfolge?

Wir feiern eher im kleinen Kreis oder veranstalten kleinere Events im Unternehmen. Außerdem laden wir unsere Mitarbeiter und Geschäftsfreunde regelmäßig zu den von uns gesponserten Sportevents ein.

Wie gehen Sie mit Misserfolgen um?

Misserfolge gehören genauso zum Geschäft wie Erfolge. Ich lasse mich davon nicht unterkriegen, mache einfach weiter und versuche es so lange, bis es klappt – das ist meine Strategie. Zudem versuche ich aus meinen Fehlern zu lernen, um es beim nächsten Anlauf besser zu machen.

Was wären Sie heute gerne, wenn nicht Immobilienprofi?

Ich war schon früh unternehmerisch tätig und mir macht es Spaß, Unternehmen aufzubauen und weiterzuentwickeln. Ich würde in einem anderen Unternehmen die gleiche Position besetzen.

Was finden Sie an der Immobilienbranche besonders gut?

Die Vielseitigkeit! In der Projektentwicklung und im Bestandsmanagement arbeitet man mit ganz unterschiedlichen Partnern zusammen, zum Beispiel aus dem kaufmännischen und dem technischen Bereich. Mir macht es Spaß, mit unterschiedlichen Menschen in Kontakt zu kommen, vom Mieter über den Architekten bis hin zum Ingenieur. Das macht meinen Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich.

Und was stört Sie an der Branche?

Was mich etwas stört, ist, dass in den Boomjahren einige unprofessionelle Akteure auf den Markt gekommen sind, was dem Ruf der Branche geschadet hat. Aufgrund der niedrigen Zinsen dachten viele, dass sich damit leicht Geld verdienen ließe. Jetzt sehen wir aber das Gegenteil, der Markt konsolidiert sich wieder.

Baulöwe, Miethai, Heuschrecke: Leute, die mit Immobilien Geld verdienen (wollen), haben nicht immer den besten Ruf. Zurecht?

Wenn ich im privaten Umfeld erzähle, dass ich in der Immobilienbranche tätig bin, bekomme ich manchmal die scherzhafte Antwort „Bis vor Kurzem warst du mir noch sympathisch“ oder „Ach, ein Immobilienhai“. Das ist nicht ernst gemeint, aber es spiegelt doch wider, was die Leute oft über Vertreter der Branche denken. Und ja, ich glaube, die Immobilienbranche hat einen zu schlechten Ruf. Das Problem ist, dass dies von einzelnen schwarzen Schafen herrührt, über die jedoch sehr medienwirksam berichtet wird. Die meisten Branchenvertreter bieten gute Immobilien zu fairen Preisen an und bemühen sich um ein gutes Verhältnis zu allen Beteiligten. So ist auch unser Selbstbild.

Sie würden jungen Leuten raten, den Weg in die Immobilienwirtschaft einzuschlagen, weil…

… weil man in dieser Branche vorankommt, wenn man ehrgeizig ist und zeigt, was in einem steckt. Wichtig ist, dass man seine Leistungsbereitschaft zeigt. Man sagt den jungen Leuten heute nach, dass sie mehr auf ihre Work-Life-Balance achten und nicht mehr so leistungsfähig sind. Dieser Ruf haftet ihnen vielleicht zu Unrecht an, aber ich würde ihnen empfehlen, sich davon abzuheben, indem sie zeigen, was in ihnen steckt.

Haben Sie eine Lieblingsimmobilie?

Ich mag schöne alte Häuser. In Potsdam gibt es viele schöne Altbauten, die mir sehr gut gefallen. Wenn ich mir dort eine Immobilie aussuchen müsste, würde es mir nicht schwerfallen.

Und welches Gebäude in Deutschland würden Sie gerne abreißen und warum?

Was in den 70er Jahren gebaut wurde, finde ich nicht besonders schön. Aber es gibt kein Gebäude, das ich abreißen möchte. Ich finde, alles gehört irgendwie dazu, schließlich können beispielsweise auch DDR-Bauten ihren Reiz haben. Es kommt auf den Kontext an.

Was bringt Sie privat auf die Palme? Und was beruflich?

Ich weiß, dass es nichts bringt sich aufzuregen, also versuche ich, privat und beruflich in jeder Situation ruhig zu bleiben. Wenn Leute ignorant sind, kann ich mich schon mal aufregen, aber das kommt wirklich selten vor.

Wo oder wie können Sie sich besonders gut entspannen oder abschalten?

Daheim in meinem Garten oder im Urlaub in der Sonne.

Wenn Sie an Ihren letzten Urlaub denken, denken Sie an was …?

… an eine schöne Bucht in Ägypten mit sehr warmen Badetemperaturen im Dezember. Es war herrlich, wir hatten strahlenden Sonnenschein und konnten einfach nur entspannen.

Homeoffice, Büro oder mobil in der Bahn? Wo arbeiten Sie am häufigsten, wo am liebsten und warum?

Ich finde, dass sowohl das Büro als auch das Homeoffice Vorteile haben. Zuhause kann ich in Ruhe Dinge abarbeiten, im Büro bekommt man aber auch Dinge mit, die einem daheim entgehen würden. Deshalb finde ich beides wichtig und nutze auch beides. Wenn ich Termine habe, fahre ich lieber mit dem Auto als mit dem Zug.

Und für welches rein private Vergnügen haben Sie zu wenig Zeit?

Für den Sport. Ich versuche, ihn regelmäßig in meinen Alltag zu integrieren, aber zwischen Beruf und Familie kommt er oft zu kurz. Wenn man sich wie ich in einer Kampfsportart verbessern will, muss man sehr regelmäßig trainieren.

Wie und wo gehen Sie gerne aus?

Ich gehe gerne in Potsdam oder in Charlottenburg gut essen oder besuche kulturelle Veranstaltungen, aus dem Club-Alter bin ich mittlerweile raus.

Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gerne mal einen Abend verbringen?

Ich würde Richard Branson gerne einmal treffen, weil ich finde, dass er ein interessanter Unternehmer ist. Ich finde es spannend, wie er seine Unternehmen aufgebaut hat, und denke, dass er mir spannende Anregungen für meine Arbeit geben könnte. Mit ihm würde ich auch gerne einmal für einen Tag tauschen, wenn ich die Möglichkeit dazu hätte.

Verraten Sie uns auch noch Ihr Lieblingsgericht?

Ich mag die mediterrane Küche sehr. Da ich schwedische Wurzeln habe, mag ich auch die schwedische Küche sehr gern – da gibt es sehr viel Spannendes mehr als nur Köttbullar. Außerdem habe ich durch meine Frau die osteuropäische Küche für mich entdeckt.

Gibt es etwas im Ausland, was Sie in Deutschland vermissen?

Mit Blick auf Hongkong vermisse ich in Deutschland die Effizienz. Wenn ich die öffentlichen Verkehrsmittel in Berlin mit denen in Hongkong vergleiche, ist das ein Unterschied wie Tag und Nacht. Als ich von Hongkong nach Berlin kam und in die U-Bahn gestiegen bin, fiel mir auf, dass wir keinen Internetempfang in der U-Bahn und immer noch Fenster zum Aufklappen haben. Das war ein Gefühl, als sei ich 30 Jahre in die Vergangenheit gereist. In Hongkong ist jede U-Bahn klimatisiert und man hat überall in der U-Bahn einen top Empfang, man kann sich von dort aus problemlos Filme auf dem Handy anschauen.

Sie haben 100.000 Euro zur freien Verfügung und müssen das Geld komplett ausgeben – welchen Traum erfüllen Sie sich?

Ich würde das Geld lieber spenden, weil es Menschen gibt, die es dringender brauchen als ich.

Die Fragen stellte Janina Stadel.

Janina Stadel

Reuter soll C&W in Deutschland führen

Tina Reuter ist schon jetzt Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W.

Tina Reuter ist schon jetzt Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W.

Quelle: Cushman & Wakefield

Karriere 18.04.2024
Tina Reuter soll Insidern zufolge Deutschlandchefin von Cushman & Wakefield (C&W) werden. Damit würde sie Yvo Postleb nachfolgen, der im Winter sang- und klanglos das Maklerhaus ... 

Tina Reuter soll Insidern zufolge Deutschlandchefin von Cushman & Wakefield (C&W) werden. Damit würde sie Yvo Postleb nachfolgen, der im Winter sang- und klanglos das Maklerhaus verlassen hat.

Seit Anfang Dezember lässt C&W offen, wer die deutsche Tochter künftig führen wird. Im Winter hieß es auf Anfrage lediglich, Postleb werde "für einen längeren Zeitraum abwesend sein"; Tina Reuter, Head of Asset Services für Europa, solle "in seiner Abwesenheit vorübergehend die Verantwortung für Deutschland übernehmen".

Wie lange Postleb abwesend sein soll und ob er überhaupt wiederkommen wird bzw. wer ihm folgen soll – das sind Fragen, die C&W seit mehr als vier Monaten offen lässt. Ein Vakuum an der Spitze des Unternehmens mit 350 Beschäftigten. Noch wird Postleb auf der Internetseite von C&W als Managing Director Germany und Head of Germany geführt.

Jetzt aber ist aus gut unterrichteten Kreisen zu hören: Reuter wird den Chefposten übernehmen. Noch im April soll der Vertrag mit ihr unterschrieben werden. C&W bleibt dabei wortkarg. "Ich kann dies aktuell nicht kommentieren", sagte eine Sprecherin auf Anfrage der Immobilien Zeitung (IZ). Auch Reuter selbst wollte gegenüber der IZ keinen Kommentar abgeben.

Reuter ist derzeit als Executive Partner verantwortlich für die Leitung und Entwicklung des Asset-Services-Geschäfts in Europa, über das rund 32 Mio. qm Gewerbefläche verwaltet wird, das 14 Länder abdeckt und mehr als 1.350 Mitarbeiter beschäftigt. Als Mitglied des EMEA Strategic Leadership Teams von C&W ist sie zudem mitverantwortlich für die strategische Ausrichtung des Gesamtunternehmens in Europa. Reuter verfügt über mehr als 20 Jahre internationale, bereichsübergreifende Führungserfahrung in der Immobilienbranche. Seit 2013 ist sie für C&W tätig.

Im Februar hatte Reuter der IZ erklärt, sie wolle die Dienste bei C&W bündeln sowie das Angebot breiter und diverser aufstellen. "Neben unserem bisherigen Office-Fokus stärken wir auch die Bereiche Residential, Healthcare und Logistik", sagte sie. "Unser Fokus liegt – als Teil unserer globalen Strategie – auf drei Prioritäten: Stärkung des Kerngeschäfts, effiziente Arbeit und Beratung sowie nachhaltiges, organisches Wachstum." C&W sehe den mittel- und langfristigen Erfolg nicht in der Konzentration auf wenige Bereiche, sondern "in gesamtheitlichen Lösungen".

Mit Alexander von Erdély bei CBRE und Matthias Leube bei Colliers hatten neben Postleb im vergangenen Winter auch zwei andere Topmanager von großen Gewerbemaklern ihre Posten abgegeben.

Peter Dietz

Reingehört: Eine eigene Zone für berufliche Werdegänge

Karriere 18.04.2024
Netzwerken gehört für Alexander Schmid zum Alltag. Nun hat er seine Real Estate Lounge Interview Zone in ein Podcast-Format gepackt. Darin stellt er in jeder Folge einen Gesprächspartner mit ... 

Netzwerken gehört für Alexander Schmid zum Alltag. Nun hat er seine Real Estate Lounge Interview Zone in ein Podcast-Format gepackt. Darin stellt er in jeder Folge einen Gesprächspartner mit seinem Berufsweg näher vor.

Im Februar 2024 ging der Podcast Real Estate Lounge Interview Zone an den Start. Dahinter steckt der Gründer der Real Estate Lounge Alexander Schmid, der sich in diesem Format mit seinen Interviewpartnern unterhält über Werdegänge, Stolpersteine und Best-Practice-Beispiele im Berufsleben in der Immobilienwirtschaft. In jeder der bislang vier Folgen bespricht Schmid mit einem Gast neben dessen Lebenslauf auch ein Fokusthema.

So zeichnet sich Gesprächspartner von Folge 1, der Unternehmensberater Robert Hoffmann, dadurch aus, dass er auf Instagram erfolgreich aktiv ist. Er hat innerhalb von knapp sechs Monaten mit seinen Videos 50.000 Follower gewinnen können. Sein Erfolgsrezept: Liefere kontinuierlich Inhalte, die authentisch sind und den Followern einen Mehrwert bieten. Jeden zweiten Tag kreiert Hoffmann nach diesem Rezept einen 90-Sekunden-Spot mit Einblicken in seine Erlebnisse aus der Unternehmensberatung.

In Folge 2 ist Oliver Ritschel zu Gast. Vor etwa vier Jahren hat sich der gelernte Elektroinstallateur mit dem Buero Oliver selbstständig gemacht. Inzwischen hat er drei Mitarbeiter, Tendenz steigend. Aus seiner Zeit als Angestellter weiß Ritschel, dass besonders für Sonderprojekte meist die Zeit fehlt, um das technische Property- und Asset-Management zu koordinieren. Diese Lücke kann er mit seinem Unternehmenskonzept füllen. Mit Schmid spricht er über seinen Weg in die Selbstständigkeit.

Marketingspezialisten, Ingenieurgeologen und als nächstes Sie?

Weitere Gäste in den Folgen 3 und 4 sind Felix Hilt von Brand Estates und Lukas Krödel von HPC. Hilt gibt Auskunft über erfolgreiches Immobilienmarketing, das er mit seiner Agentur betreibt: von der Namensfindung für ein Projekt bis hin zu Influencer-Engagements. Krödel ist für die Umwelt tätig und seines Zeichens mit nur 28 Jahren einer der jüngsten Standortleiter Deutschlands. HPC ist auf Umweltberatung, Infrastrukturplanung und Bodenrecycling spezialisiert. Der studierte Ingenieurgeologe begann vor knapp vier Jahren als Werkstudent bei dem Unternehmen und leitet nun ein eigenes Team in München.

Man darf gespannt sein, wer noch in der Interview Zone zu Gast sein wird. Mit den bisherigen Interviewpartnern stand Schmid durch sein Netzwerkevent-Format Real Estate Lounge bereits in Kontakt. In den Shownotes besteht die Möglichkeit, sich als Gast zu bewerben.

Die Folgen haben mit 30 bis 40 Minuten eine angenehme Länge. Lediglich Intro und Outro wirken leicht überzogen, wenn auch professionell umgesetzt. Angesichts der interessanten Gespräche lässt sich darüber hinweghören. Ein fester Turnus, in dem die Folgen erscheinen, ist anhand der bisherigen Veröffentlichungsdaten noch nicht ablesbar.

Alexandra Stiehl