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Rolf Elgeti schlägt ein neues G-Reit-Kapitel auf

Rolf Elgeti.

Rolf Elgeti.

Bild: Obotritia Capital

Karriere 27.01.2016
Die Deutsche Konsum Reit-AG ist auf Beutezug. Sie hat es abgesehen auf Nahversorgungszentren mit kurzen Mietvertragslaufzeiten abseits der A-Städte. ... 

Die Deutsche Konsum Reit-AG ist auf Beutezug. Sie hat es abgesehen auf Nahversorgungszentren mit kurzen Mietvertragslaufzeiten abseits der A-Städte.

"Der deutsche Reit könnte", dem niedrigen Zinsniveau sei Dank, "doch noch zu einer Erfolgsstory werden", hatte Rolf Elgeti vor ziemlich genau einem Jahr in einem Kommentar in der Immobilien Zeitung geschrieben. Als Vorstand einer bisher als Deutsche Konsum Grundbesitz AG firmierenden Einzelhandelsimmobiliengesellschaft mit Sitz in Potsdam hat der Ex-Vorstandschef der TAG Immobilien dieser Geschichte ein Kapitel hinzugefügt: Das Unternehmen, das nach einer fünfjährigen Aufwärmphase als GmbH im November 2014 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde und seitdem ein Portfolio aus 30 Einzelhandelsimmobilien aufgebaut hat, hat nun den Reit-Status erhalten und firmiert als Deutsche Konsum Reit-AG.

Elgeti, der über seine Obotritia Capital und vier weitere Beteiligungsgesellschaften selbst rund 46% an der Deutschen Konsum hält, beschreibt das aktuelle Beuteschema so: "Wir kaufen bundesweit Nahversorgungszentren in nachhaltigen Mikrolagen mit mindestens zwei großen Ankermietern, gerne auch in B- und C-Städten." Dass das bestehende Portfolio mit einer Mietfläche von 146.000 qm, einem Buchwert von 125 Mio. Euro und jährlichen Mieteinnahmen von 13,6 Mio. Euro "im Moment einen Fokus auf Teile Ostdeutschlands hat, ist eher zufällig", versichert Elgeti.

Im Schnitt zum Faktor 7,8 eingekauft

Vom Projektentwickler kauft die Deutsche Konsum nicht, gesucht sind vielmehr Objekte, die sich seit Jahren und Jahrzehnten bewährt haben. Um - möglichst vom Fleck weg - eine zweistellige Eigenkapitalverzinsung für die Aktionäre der Deutschen Konsum zu schaffen, hält Elgeti Ausschau nach Immobilien mit kurzen Restmietlaufzeiten. (Die durchschnittliche Restlaufzeit im Portfolio liegt aktuell bei etwa fünfeinhalb Jahren.) Auch eine hohe Leerstandsquote stört nicht. So lasse sich günstig einkaufen: Im Schnitt hat die Deutsche Konsum zum Faktor 7,8 eingekauft, die Bandbreite lag zwischen dem Fünf- bis Sechsfachen und dem Neun- bis Zehnfachen der Mieteinnahmen.

Objekte mit Sanierungsstau sind im Prinzip kein Problem, "wenn wir die Immobilie dafür billiger bekommen". Auch Objekte aus NPL-Situationen sind willkommen. Grundsätzlich setzt Elgeti darauf, dass die Mieter sich durch An- oder Umbauten oder sonstige Investitionen in den Bestand zum Verlängern bewegen lassen und so auch neue Mieter an Bord gelockt werden können.

Die Tickets, die Elgeti mit der Deutschen Konsum löst, bewegten sich bisher zwischen 500.000 und 37 Mio. Euro, der größte Einzelankauf war 20 Mio. Euro schwer. In der Regel bewegt man sich aber im einstelligen Mio.-Euro-Bereich.

Manches hält Elgeti noch geheim

Ein Größenziel für das Portfolio oder eine jährliche Wachstumsrate mag Elgeti nicht nennen, "weil wir sehr kleinteilig wachsen" und die Deutsche Konsum als Unternehmen quasi erst erwachsen werden müsse. In der Kriegskasse hat er noch genug Pulver für Zukäufe im Rahmen eines niedrigen zweistelligen Millionenbetrags, Fremdfinanzierung eingeschlossen. Auch mit einer Zielvorgabe für den Total Return pro Aktie, die für ihn entscheidende Kennzahl, mag er sich nicht aus der Deckung wagen.

Auf die Frage indes, warum Elgeti die Deutsche Konsum ausgerechnet als Reit aufgesetzt hat, wo man doch auch mit anderen Konstruktionen schön Steuern sparen kann und wo doch beim Reit vielfältige gesetzliche Auflagen zu beachten sind, hat der Deutsche-Konsum-Chef eine Antwort parat: "Bei der Reit-AG geht es um mehr als Steuereffizienz. Sie erscheint mir gerade für granulare und cashflow-starke Gewerbeimmobilienportfolios wie das unsere besonders geeignet." Außerdem bedeuteten gerade die gesetzlichen Auflagen "ein gewisses Qualitätsversprechen für den Anleger".

Harald Thomeczek

Doric-KVG: Tanja Kisselbach rückt in Geschäftsführung auf

Tanja Kisselbach.

Tanja Kisselbach.

Bild: Doric

Köpfe 26.01.2016

Bilfinger: Hellwig leitet Investmentberatung in Hamburg

Stefan Hellwig.

Stefan Hellwig.

Bild: Bilfinger

Köpfe 25.01.2016
Stefan Hellwig (42) leitet als Associate Director das Capital-Markets-Team von Bilfinger Real Estate in Hamburg. Er hat seine Stelle zum 1. Januar 2016 angetreten und berichtet an Birgit Lenzen ... 

Stefan Hellwig (42) leitet als Associate Director das Capital-Markets-Team von Bilfinger Real Estate in Hamburg. Er hat seine Stelle zum 1. Januar 2016 angetreten und berichtet an Birgit Lenzen (50), Head of Capital Markets Deutschland von Bilfinger Real Estate. Lenzen war Anfang 2015 für den Aufbau des Investmentberatungsgeschäfts von JLL geholt worden. Hellwig wechselt von Warburg-HIH Invest zu Bilfinger: Dort war er von 2005 bis 2015 als Senior Fondsmanager u.a. für Investitionen von Kapitalverwaltungs- bzw. -anlagegesellschaften in Europa verantwortlich. Vorher arbeitete er seit dem Jahr 2000 als Portfoliomanager für LHI Leasing.

Neu im Geschäftsbereich Investmentberatung bei Bilfinger Real Estate ist auch Marc Stolte (47): Er kümmert sich seit Jahresbeginn im Capital-Markets-Team um das Ruhrgebiet, vor allem Essen und Dortmund. Zuletzt war er rund anderthalb Jahre als selbstständiger Immobilienmakler mit seiner Firma Proreas Immobilien, Essen, tätig. Davor war er von Herbst 2012 bis Frühjahr 2014 als Associate Director in der Investmentberatung für DTZ in der Rhein-Ruhr-Region unterwegs.

Deutschlandweit umfasst das Capital-Markets-Team von Bilfinger Real Estate mit den beiden Neuzugängen aktuell 15 Personen. Diese Anzahl wolle man "zügig verdoppeln", teilt eine Sprecherin auf Anfrage mit. Bei der Auswahl neuer Mitarbeiter gelte jedoch der Grundsatz "Qualität vor Schnelligkeit".

Harald Thomeczek

Gehälter: Geringer Branchenfaktor bei Immobilien

In der Immobilienwirtschaft verdienen Beschäftigte in Jobs, die in allen Branchen vorkommen, etwas mehr als der Durchschnitt.

In der Immobilienwirtschaft verdienen Beschäftigte in Jobs, die in allen Branchen vorkommen, etwas mehr als der Durchschnitt.

Bild: Postbank

Karriere 25.01.2016
Jobs, die es in allen Branchen gibt, sind in der Immobilienwirtschaft durchschnittlich gut bezahlt. Das zeigt eine Untersuchung von Compensation Partners. ... 

Jobs, die es in allen Branchen gibt, sind in der Immobilienwirtschaft durchschnittlich gut bezahlt. Das zeigt eine Untersuchung von Compensation Partners.

Die Hamburger Vergütungsberatung hat 32.000 Gehaltsdaten aus 17 nicht-branchenspezifischen Berufen, die in 60 Wirtschaftszweigen vorkommen, analysiert. Die prozentualen Abweichungen der Gehälter vom Durchschnittsgehalt in den verschiedenen Berufen wurden pro Branche in einen einzigen Wert zusammengefasst. Einflussfaktoren wie Erfahrung, Bildung, Alter oder Position wurden ausgeklammert. Das Ergebnis: Die Immobilienwirtschaft landet mit einem Branchenfaktor von 102% ziemlich genau im Mittelfeld (Platz 31). Der Brancheneinfluss ist also leicht positiv, das Gehalt der Mitarbeiter in den 17 untersuchten Berufen liegt in der Immobilienbranche 2% über dem Durchschnittswert aller analysierten Branchen.

Deutlich besser schneiden Beschäftigte in der Pharmaindustrie (+20%), in der Chemiebranche und im Halbleitersektor (jeweils +19%) ab. Den negativsten Branchenfaktor weisen Call Center (-34%), Zeitarbeitsfirmen (-23%) sowie Hotels und Gaststätten (-22%) auf. Die untersuchten Vergütungsdatensätze sind nicht älter als zwölf Monate. Zu den 17 betrachteten Berufen gehören u.a. Geschäftsführer, Personalleiter, IT-Leitung, System- und Netzwerkadministratoren, Finanz- und Rechnungswesen, Controlling sowie Verwaltung und Organisation. Die Abweichungen für die einzelnen Berufe je Branche wurden nicht veröffentlicht. Wolle man einen Brancheneinfluss destillieren, ergebe es nur Sinn, die Pakete aus allen 17 Berufen zu vergleichen, lautet die Begründung.

Harald Thomeczek

CA Immo: Aufsichtsrat Franz Zwickl legt Mandat nieder

Franz Zwickl.

Franz Zwickl.

Bild: CA Immo

Köpfe 22.01.2016
Nach Vorstandschef Dr. Bruno Etttenauer gibt auch Aufsichtsratsmitglied Franz Zwickl sein Mandat bei der CA Immo ab. Sein Rücktritt hängt mit dem Vorstandswechsel zusammen. ... 

Nach Vorstandschef Dr. Bruno Etttenauer gibt auch Aufsichtsratsmitglied Franz Zwickl sein Mandat bei der CA Immo ab. Sein Rücktritt hängt mit dem Vorstandswechsel zusammen.

Franz Zwickl, Aufsichtsrat von CA Immo, verlässt das Kontrollgremium. Er hat sein Mandat zum 18. Februar 2016 niedergelegt. Der Rücktritt sei "im Zusammenhang mit dem kürzlich erfolgten Vorstandswechsel" erfolgt, teilt CA Immo mit. Im Dezember war der langjährige Vorstandsvorsitzende des österreichischen Büroimmobilieninvestors und -projektentwicklers, Dr. Bruno Ettenauer, überraschend mit Wirkung zum Jahresende 2015 zurückgetreten. Sein Nachfolger ist Frank Nickel, bis vor kurzem Deutschlandchef von Cushman & Wakefield.

Mit Zwickls Rücktritt schrumpft das Kontrollgremium der CA Immo vorerst auf sieben Köpfe. In der Mehrzahl sind nun die vier Vertreter der O1 Group bzw. von deren Beteiligung O1 Properties. Die O1 Group aus dem Reich des russischen Oligarchen Boris Mints hält als Ankeraktionär der CA Immo seit Februar 2015 ca. 26% der Anteile. Dem Vernehmen nach sollen Mints' Leute und Ettenauer unterschiedliche Auffassungen über die Portfolio- und Unternehmensstrategie der CA Immo gehabt haben.

Unklar, ob der Aufsichtsrat wieder aufgefüllt wird

Das Aufsichtsratsmandat von Zwickl war auf der Hauptversammlung im April 2015 bis zum Ende des Geschäftsjahrs 2019 verlängert worden. Damals wurde der Aufsichtsrat auch um zwei Personen erweitert: Zwei Vertreter von O1 Properties, Richard James Gregson und John Nacos, zogen in das Kontrollgremium ein. Wer der Nachfolger von Zwickl wird bzw. ob es überhaupt einen geben wird, sei derzeit nicht bekannt, erklärte eine Sprecherin auf Anfrage. Dies werde wohl ein Thema auf der kommenden Hauptversammlung im Frühjahr 2016 sein. Zwickl saß seit Mai 2011 in dem Gremum.

Harald Thomeczek

Lieber Alexander, was ich dir schon immer mal sagen wollte ...

Auf der ECE-Jubiläumsfeier bietet Alexander Otto allen das "Du" an.

Auf der ECE-Jubiläumsfeier bietet Alexander Otto allen das "Du" an.

Bild: ECE

Karriere 21.01.2016
ECE-Chef Alexander Otto hat seinen Mitarbeitern das Du angeboten, und auch untereinander duzen sich die (meisten) ECEler nun. Experten sehen in einer Duz-Kultur aber auch mögliche ... 

ECE-Chef Alexander Otto hat seinen Mitarbeitern das Du angeboten, und auch untereinander duzen sich die (meisten) ECEler nun. Experten sehen in einer Duz-Kultur aber auch mögliche Schattenseiten.

Hamburg, 22. Januar 2015: Die ECE feiert ihren 50. Geburtstag, und der Chef hat den Mitarbeitern ein Geschenk der besonderen Art mitgebracht. Alexander Otto, Jahrgang 1967, bietet den rund 700 im Headquarter Versammelten das Du an. Und er ermuntert sie - "Ich würde mir wünschen ..." -, sich auch untereinander zu duzen, über Generationen- und Hierarchiegrenzen hinweg. Er tut dies mit Blick auf die Internationalisierung des Konzerns, und er erhofft sich einen (noch) vertrauensvolleren Umgang der Mitarbeiter untereinander und eine vor allem bereichsübergreifend engere Zusammenarbeit.

Etwa 3.600 Menschen arbeiten für die ECE, rund 2.500 davon in Deutschland, die anderen 1.100 in 13 weiteren europäischen Ländern. Die Kollegen aus der Hamburger Zentrale erhalten auf der Jubiläumsfeier Namensschilder mit Vor- und Nachnamen. Noch weiß niemand außer Otto (und der Mitarbeiterin, welche die Schilder organisiert hat), dass man diese aufklappen kann und dann hinter den Papieren weitere Zettel zum Vorschein kommen, die nur noch den Vornamen zeigen.

Selbst die Geschäftsführer sind überrascht, als Otto während seiner Rede seinen Wunsch vorbringt, sein eigenes Namensschild austauscht und alle auffordert, das Gleiche zu tun.

Die meisten schließen sich, so ist es jedenfalls überliefert, dem Firmenlenker an. Im ersten Moment ist die Überraschung groß, doch offenbar trifft Otto mit seiner Idee einen Nerv: "Um mich herum sah ich lauter freudige Gesichter", erinnert sich Maria Hill (44), Head of Corporate Relations and Sustainability.

Hill arbeitet seit 2003 für Otto. "Vor zehn Jahren", merkt sie an, "wäre das noch nicht denkbar gewesen." Aber seit einigen Jahren sei die Siez-Kultur stark auf dem Rückzug begriffen, ein Geschäftsführer etwa habe ihr schon lange vor "Alexanders Wunsch" das Du angeboten.

Doch bei einigen Kollegen herrscht noch große Skepsis. Kein Wunder, denn "die deutsche Immobilienwirtschaft insgesamt tickt sicher noch konservativer als andere Branchen. In der IT-Branche dagegen oder bei Start-ups, insbesondere im angloamerikanischen Raum, duzen sich alle direkt", sagt Lothar Kappich, in der ECE-Geschäftsführung für Human-Resources-Themen zuständig.

Vor allem die Mitarbeiter abseits von Hamburg, denen Otto nach der Feier in einer persönlichen E-Mail ebenfalls das Du anbietet, können die Ernsthaftigkeit des Vorschlags zunächst nicht einschätzen und sind noch sehr vorsichtig beim Gebrauch der Vornamen. Inzwischen hat sich das Duzen aber praktisch flächendeckend als Normalform etabliert.

"Ich selbst kenne nur eine Handvoll Kollegen, die auf dem Sie bestehen", berichtet Kappich, mit 58 Jahren der Älteste in der Geschäftsführung. "Dies wird von allen respektiert. Wer nicht mitmacht, muss sich nicht als Außenseiter fühlen."

Ganz so einfach ist es aber vielleicht nicht. Wer stehen bleibt, während (fast) alle anderen einen Schritt machen, befindet sich automatisch im Abseits. Und wenn der Häuptling von 3.600 Mitarbeitern einem das Du anbietet, wer bringt es dann schon fertig, es abzulehnen? "Dazu muss man schon Mumm in den Knochen haben; die meisten werden sich das nicht trauen. Wer so viel Mut aufbringt, riskiert Kopf und Kragen - oder macht auf sich aufmerksam", sagt Führungskräftecoach Thomas Koerzel, ehemaliger Geschäftsführer von Bernd Heuer & Partner Human Resources.

"Alexander hat das sehr charmant vorgetragen. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich zu etwas gedrängt werde", hält Maria Hill dagegen. Ihr fällt niemand ein, der Otto nicht hätte duzen wollen.

Offenbar stellt die Einführung des Du bei der ECE ein Novum dar: "Etwas Vergleichbares ist mir in der deutschen Immobilienbranche nicht bekannt", sagt Karrierecoach Koerzel. Nur bei Playern mit angelsächsischen oder skandinavischen Wurzeln ist das Du auch über Hierarchie-Ebenen hinweg verbreitet. (In der Immobilien Zeitung ist das flächendeckende "Du" bereits seit Jahren Usus, Anm. d. Red.).

Das Duz-Projekt der ECE läuft nun schon ein Jahr. Was hat der Wechsel gebracht? Wird nun im Hause Otto anders und besser zusammengearbeitet? "Die Art und Weise, wie wir arbeiten", verneint Geschäftsführer Lothar Kappich, "ist natürlich nicht vom einen auf den anderen Tag anders geworden, nur weil wir uns jetzt duzen, und in der Sache diskutieren wir weiter hart."

Wirkungslos verpufft ist der Wechsel vom förmlichen Sie zum vertraulichen Du aber nicht: "Wir gehen offener miteinander um. Emotional hat das Du vieles erleichtert", versichert der Managing Director HR & Corporate Services. Seine Kollegin Maria Hill ergänzt: "Wir haben ein viel stärkeres Wir-Gefühl entwickelt." Dies sei immer dann besonders spürbar, wenn ein ECE-Team auf Externe trifft.

Hill sieht noch einen Vorteil: Laufen solche Meetings - sei es ausschließlich mit Leuten aus dem eigenen Haus oder auch mit Unternehmensfremden - in englischer Sprache ab, was bei der ECE mit ihrer internationalen Mitarbeiterschar und ihrem europaweiten Aktionsradius ja nicht selten geschieht, muss man hinterher niemanden mehr mit "Herr" oder "Frau" und "Sie" anreden, den man möglicherweise in der Sitzung beim Vornamen angesprochen hat. (Eine einheitliche Regelung für internationale Meetings gab es vor Ottos Initiative nicht.)

Der Abschied vom Sie kann aber auch Schattenseiten haben. Die vom Sie gestiftete Distanz macht es allen Beteiligten leichter, ihre Rollen auszufüllen, erklärt Diplom-Psychologe Thomas Koerzel: "Führungskräfte, aber auch alle anderen Mitarbeiter tun sich durch das Sie weniger schwer, sachliche Kritik zu üben und situationsbedingt auf Konfrontationskurs zu gehen. Besonders auf stürmischer See ist ja gerade das manchmal vonnöten."

Das Du hingegen suggeriert Vertrautheit und eine Art Gleichstellung mit dem Vorgesetzten. Die Distanz schrumpft, eine Verletzung des Wohlfühlabstands droht: "Man dringt automatisch ein Stück weit tiefer in die Intimsphäre der Kollegen ein, Mitarbeiter lehnen sich unter Umständen etwas weiter aus dem Fenster, als beiden Seiten vielleicht gut tut. Die Schamgrenze wird schneller überschritten", erläutert Koerzel die Schattenseiten einer Duz-Kultur. Lieber Alexander, was ich dir immer schon mal sagen wollte ...

Damit das Duzen einen echten positiven Effekt entfaltet und Unternehmen nicht nur bei Nachwuchskräften einen trendigen und hippen Anstrich gibt, muss der Abschied vom Sie auch mit der Gewährung höherer Freiheitsgrade und dem Abbau von Hierarchien einher- bzw. davon ausgehen. Wenn es also Ausdruck einer entsprechenden Unternehmensphilosophie ist sowie eines gewachsenen Teams, in dem sich jeder mit seinen Ideen einbringen kann, und nicht nur schöner Schein, dann "können die Vorteile mögliche Nachteile überwiegen", lautet Koerzels Fazit.

Etikettetrainerin Lis Droste tut sich schwerer, der Duz-Kultur, die mit der Globalisierung zunehmend auch nach Deutschland schwappt, etwas Gutes abzugewinnen. "Ich sehe keine positiven Effekte, die ein institutionalisiertes Duzen im Unternehmen mit sich bringen könnte. Im Geschäftsleben geht es um riesige Geldsummen, da ist Distanz angebracht. Man sagt eben schneller 'Du Esel' als 'Sie Esel'", warnt Droste. Und ein Zurück zum Sie gebe es praktisch nicht, außer vielleicht, wenn der Chef das Du in einer Feierlaune angeboten hat.

Bei der ECE hatte sich das Duzen in den vergangenen Jahren ohnehin schon schleichend eingeführt, zum Beispiel bei der Arbeit an gemeinsamen Projekten. Auch die Geschäftsführer waren untereinander längst zum Du übergegangen, berichtet Lothar Kappich. Stilberaterin Lis Droste hätte Alexander Otto trotzdem "davon abgeraten, unternehmensweit das Du einzuführen". Aber die Art, wie er es getan hat, findet sie genau richtig: "Man sollte den Mitarbeitern immer ein Hintertürchen offen lassen. Darum ist die Aussage entscheidend, dass es respektiert wird, wenn das angebotene Du abgelehnt wird." Und ebenso kommt es auch auf die Wortwahl an, wenn ein Mitarbeiter das Du ablehnt.

Unternehmen, die international präsent sind oder angelsächsische Wurzeln haben und für die Englisch daher eine Verkehrssprache ist, empfiehlt die Etikette-Trainerin das "Hanseatische Sie": Nennung des Vornamens und Gebrauch der Anrede Sie, zum Beispiel so: "Alexander, Sie erlauben, ich für meinen Teil bleibe lieber beim Sie." Diese Form der Anrede ist ein guter Kompromiss, der eine gewisse Vertrautheit ausdrückt und gleichzeitig doch die im Geschäftsleben nötige Distanz wahren lässt.

Harald Thomeczek